Chormusik verschenkt

Warum nicht auch mal dort singen, wo Chorgesang nicht so üblich ist und vielleicht als schöne, unerwartete Überraschung wahrgenommen wird? Diese Idee brachte Kirchenmusikerin Wiediger zu Beginn des Jahres in die Proben der Chöre. So kam es schließlich, dass der Gospelchor RiseUp! mitten im September den Bewohnerinnen und Bewohnern im Haus Kursana ein kleines abendliches Gospel-Programm bot und das Darmstädter Bündnis gegen Depression auf seinem Aktionstag am 27.9. auf dem Friedensplatz mit schwungvollem Gesang unterstützte.

Die Mitglieder des Cantamus-Chores entschieden sich dazu, im Gottesdienst in der Justizvollzugsanstalt Eberstadt zu singen. Den Aufwand für die Erfüllung der strengen Einlassbestimmungen nahm man dafür gerne auf sich.

„Als Chor auch mal unter etwas suboptimaleren Bedingungen aufzutreten, z.B. bei engen Platzverhältnissen und mit schwieriger Akustik, ist zwar nicht so angenehm, eröffnet aber die Chance, ein bisschen über sich hinaus zu wachsen und sich darauf zu besinnen, dass die Botschaft vieler unserer Lieder für genau diese schwierigen, engen, ausgegrenzten oder kranken Lebenssituationen geschrieben wurde.“ sagt Wiediger. Und letztendlich wurden nicht nur die Zuhörenden beschenkt. Es hat auch die mitwirkenden Sängerinnen und Sänger sehr berührt, in strahlende Gesichter von Pflegeheimbewohnerinnen zu blicken und gebannte, andächtige Gefangene zu erleben, die sogar bei für sie sehr fremder Renaissancemusik mit lateinischer Sprache in stürmischen Applaus ausbrechen. „Es tat gut, für Menschen zu singen, die nicht so ‚satt’ sind“ ist das einhellige Resümee in den Chören.